Richtige Pferdefütterung-gesund füttern
Richtige Pferdefütterung-gesund füttern
Veröffentlicht am 2018
Die richtige Pferdefütterung
Will man ein Pferd richtig füttern, muss man wissen, wo es ursprünglich gelebt und wovon es sich ernährt hat. Denn darauf sind seine gesamte Verdauung, seine Anatomie, sein Stoffwechsel und sein Verhalten abgestimmt.
Ursprünge unserer Pferde – Nahrungsgrundlage und Fressverhalten
Man geht heute davon aus, dass die Vorfahren all unserer heutigen Pferderassen mehr oder weniger starke Mischungen sind aus so genannten Nord- und Südwildpferden. Während das Nordpferd vorwiegend in Kaltzonen lebte und sich von einer vielfältigen, aber saisonal sehr unterschiedlich verfügbaren Nahrung wie Flechten, Zwergsträucher, Baumnadeln, Knospen, Rinden und Blätter vieler Laubbäume etc. ernährte, siedelte sich das Südpferd in günstigeren Klimaregionen an, lebte als typisches Fluchttier in der Steppe und ernährte sich vom dortigen Steppengrasaufwuchs.
Ob damals in der Steppe oder eher als Laubfresser im Wald, die Nahrung bestand grundsätzlich aus rohfaserreichem, kauintensivem, mehr oder weniger energiearmen Pflanzenmaterial aller Art. Große Mengen davon und lange Fresszeiten waren nötig um den Energiebedarf zu decken. Auch heute noch verbringt das Pferd in Weidehaltung, naturgemäß täglich 12-16 Stunden damit, langsam schreitend zu fressen. Das ganze Verhalten und auch der Magen-Darm-Trakt sind darauf ausgelegt, dass kontinuierlich kleine Mengen an rohfaserreicher Kost gefressen werden.
Was frisst ein Pferd? Komponenten und Grundregeln der gesunden Pferdefütterung
Um unsere Pferde gesund zu ernähren und Magen-Darm-/ oder Verhaltensstörungen zu vermeiden, gilt es in unserer domestizierten Pferdehaltung daher folgende Grundregeln zu beachten:
Rau- oder Grundfutter
- Das Wichtigste für das Pferd ist ein gutes Raufutter in ausreichender Menge.
Es muss den Hauptteil der Ration ausmachen! Raufutter können z.B. Heu/Stroh/Silage oder stauboptimierte Produkte wie marstall Wiesen-Cobs / marstall Basis / marstall ProCaval-Struktur sein. Dabei ist auf absolut gute Qualität (kein Schimmel, wenig Staub, etc.) zu achten! Richtwert sollte sein 1,0 – 1,5 kg Heu/100 kg Lebendgewicht (für ein normales Warmblut etwa 6-8 kg/Tag) - Raufutter sollte in mehreren Tagesgaben gefüttert werden.
Allgemein sind Fresspausen von > 4 Stunden/Tag zu vermeiden. Auch z.B. auf dem Matschpaddock sollten daher Heu-/Strohraufen oder Heunetze zur Verfügung stehen!
- Raufutter ist immer vor dem Getreide/Müsli zu füttern.
- Was häufig übersehen wird: Pferde fressen v.a. abends noch beträchtliche Mengen Raufutter. Auch nachts haben sie gerne etwas zu knabbern. Daher vor allem auch die Abendration an Raufutter nicht zu knapp gestalten!
Wasser
Häufig wird die ausreichende Wasserversorgung vergessen oder unterschätzt. Verstopfungskoliken, Leber- und Nierenprobleme können drastische mögliche Folgen sein. Wasser ist nicht nur für die ungestörte Verdauung, sondern auch für alle Stoffwechselfunktionen oder die Regulation des Wärmehaushalts (Schweißbildung) unentbehrlich.
Richtwert sind 3-10 Liter frisches, sauberes Wasser /100 kg Lebendgewicht. Der genaue Wasserbedarf hängt davon ab, ob das Pferd viel schwitzt, evtl. Milch gibt (säugende Stute) oder ob es zusätzliches Wasser über die Nahrung (z.B. junges Weidegras, Mash, Saftfutter wie Rote Beete, Möhren, Äpfel) mit aufnimmt. Im Sommer kann ein normales Warmblut bis zu 60 Liter Wasser benötigen!
Übrigens: Ein Pferd trinkt gerne aus größeren Behältnissen mit offener Wasseroberfläche. Klares, sauberes Wasser ist selbstverständlich! Zungentränken, mit langsamem Wassernachfluss können verursachen, dass die Pferde nur den größten Durst stillen und somit insgesamt zu wenig trinken!
Mineralstoffe / Spurenelemente / Vitamine
Raufutter von deutschen Flächen weist heute in der Regel nicht mehr die Vielfalt an Kräutern, Leguminosen und Gräsern auf, wie es die ursprüngliche Nahrung der Pferde hergab. Da diese Pflanzen aber häufig wichtige Mengen- und Spurenelementlieferanten waren, müssen diese fehlenden Nährstoffe durch ein qualitativ hochwertiges, ausbalanciertes Mineralfutter oder mit so genannten Ergänzungsfuttermitteln ersetzt werden: Z.B. Müslis - wie marstall Haferfrei - mit Getreide oder auch Ergänzungsfutter ohne Getreide auf Basis von Faser-Nährstoffen, wie z.B.marstall Faser-light Reine Mineralfutter gibt es entweder pelletiert z.B.plus-linie. Ein reiner Salzstein (> 97,5 % Natriumchlorid) z.B. marstall Salzstein ist zusätzlich ad libitum anzubieten.
Getreide / Müsli / Öl
Getreide, Müsligetreideflocken und Öl dienen der Energieversorgung. Leistet ein Pferd also mehr Arbeit als durch die Tagesration an Raufutter oder Weide abgedeckt ist, muss die zusätzlich nötige Energie durch diese Futtermittel ergänzt werden.
- Getreide
- Hafer ist auch ungequetscht und nicht hydrothermisch* (siehe unten) vorbehandelt vom erwachsenen Pferd mit gesundem Kauapparat sehr gut zu verwerten. Er enthält zudem hochwertiges Protein.
- Gerste sollte nur hydrothermisch* aufgeschlossen an Pferde verfüttert werden. Nur durch diese „Dampfvorgarung“ kann die Gerstenstärke vom Pferd leicht verdaut werden.
- Mais enthält am wenigsten Protein und sollte ebenfalls wie Gerste nur hydrothermisch* flockiert gefüttert werden.
Grundsätzlich gilt: Kleinere Mengen pro Mahlzeit! Etwa 1,5-2 kg pro Mahlzeit.
- Hydrothermisch aufschließen (Standardverfahren von marstall) von Stärke entspricht einer Art „Vorgaren“ mit Dampf und Druck. Dadurch wird schwer verdauliche Getreidestärke leichter und vollständiger verdaulich im Dünndarm des Pferdes. Verdauungsstörungen werden vorgebeugt!
- Öl
Öl ist 3-fach so energiereich als z.B. Hafer und eignet sich vor allem bei den Pferden, die allgemein kein Getreide fressen sollen (z.B. bei Cushing oder PSSM) oder leistungsbedingt (z.B. Turnierpferde) bereits hohe Getreidemengen erhalten, um einen Teil des Getreides zu ersetzen. Hochwertige Öle mit großem Anteil an entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren wie z.B. marstall Lein-Distel-Öl sind dabei zu bevorzugen.
Korrekte Gewichts- und Leistungsbeurteilung generell wichtig:
Unter-/Überfüttern Sie Ihre Pferde nicht! Die exakte Einschätzung des Gewichts und der Leistung der Pferde sind wichtige Grundgrößen.
- Lassen Sie Ihr Pferd wiegen und kontrollieren Sie den Gewichtsverlauf mit einem Maßband nach.
- Nützen Sie Informationen in Fachbüchern (z.B. „Pferdefütterung nach Maß, ISBN: 978-386127450-6 ---> ISBN-Suche) zur korrekten Einschätzung der Arbeitsleistung
- Lassen Sie sich fachlich bei der Rationsgestaltung beraten. Diverse Futtermittelhersteller bieten einen kostenlosen Rationsberechnungsservice an. Siehe z.B.
www.marstall.eu
Beispielration für ein Freizeitpferd mit leichter Arbeit und gelegentlicher Turnierteilnahme.
Weitere Beispielrationen finden Sie auf: www.marstall.eu
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Manuela Locher, marstall GmbH