"Paddock Trail" - Haltung nach dem Wildpferdemodell
"Paddock Trail" - Haltung nach dem Wildpferdemodell
Veröffentlicht am Pressemitteilung vom 03.04.2013 - 11.24
aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
"Paddock Trail" - Haltung nach dem Wildpferdemodell: Wanderwege für ein gesundes Pferdeleben
(aid) - Noch immer wird der überwiegende Anteil der Reit- und Zuchtpferde in Ställen gehalten. Qualitativ gab es in den letzten Jahrzehnten aber einige Veränderungen: War bis weit in die siebziger Jahre hinein noch in großen Teilen Deutschlands die Anbinde- bzw. Ständerhaltung üblich, so galten Anfang der achtziger Jahre die im Vergleich geräumigeren Innenboxen bereits als Innovation. Die Tiere konnten sich darin frei bewegen. Inzwischen werden selbst Außenboxen als wenig artgerecht angesehen.
Mit dem Wissen um den hohen Bewegungsbedarf des Pferdes entscheiden sich zunehmend mehr Pferdebesitzer für eine Paddockbox. Und seit einiger Zeit findet ein neues Haltungskonzept aus den USA immer mehr Anhänger: der Paddock Trail.
Bei einem Paddock Trail handelt es sich sowohl um eine innovative, als auch um eine altbewährte Haltungsform für Pferde - je nach Perspektive. Denn entwickelt wurde diese auf der Basis von Beobachtungen der amerikanischen Mustangs in den Rocky Mountains, die sich auf einem räumlich begrenzten Areal auf den immer gleichen Pfaden bewegen, den sogenannten "Trails". Diese Trampelpfade werden mit Hilfe von zweireihig angelegten Weidezäunen simuliert und führen in der Minimalausführung in Form eines Rundkurses um ein Weideareal. Die Breite dieser künstlichen Wanderwege variiert dabei in Abhängigkeit vom Pferdebestand und den geographischen Verhältnissen zwischen ca. sechs und zehn Metern.
Die einzelnen Funktionsbereiche, wie Tränke, Futterraufen, Unterstand, Ruhezone, Wälzplatz, Lecksteinstation, etc., verteilen sich dabei über die gesamte Wegstrecke und veranlassen das Pferd zu einer beständigen Fortbewegung. Die Bodenverhältnisse sollten abwechslungsreich und können durchaus anspruchsvoll sein. Denn die unterschiedliche Gestaltung der Untergründe, wie Wasserschwemme, Kiesbett, Sand und Hackschnitzel, hat eine positive Reizwirkung auf das Hufhorn und damit auf die Hufgesundheit. Selbst grobe Gesteinsbrocken passieren die Pferde in angemessener Gangart, ohne dass Schädigungen oder gar Verletzungen zu befürchten sind.
Hintergrund dieses Konzeptes ist die Erkenntnis, dass die von den Tieren genutzten Weideareale klar definierte Gebiete sind. Grundsätzlich wandern Wildpferde nicht ziellos durch die Gegend, sondern werden in ihrem Bewegungsradius immer durch die Suche nach regional vorhandenem und saisonbedingtem Futter in einer üblicherweise spartanisch bewachsenen Landschaft gesteuert. Gewöhnung und Routine bewirken dabei die Nutzung der immer gleichen Wege durch die Pferde, nicht selten in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Denn in der gleichen Weise wie Durst den Grad der Entfernung vom Wasserloch auf dem Track reguliert, so beeinflusst in der freien Natur die Verfügbarkeit von Futter und anderen lebenswichtigen Nährstoffen, Hengstrivalitäten und Druck von Raubtieren die Fortbewegungsgeschwindigkeit auf dem jeweiligen Trail.
Die Welt der wilden Pferde kann schon aufgrund des Nutzungsanspruchs durch den Menschen nicht zu hundert Prozent nachgeahmt werden, ist aber als Vorbild für die artgerechte Haltung von Hauspferden eine durchaus ernst zu nehmende Alternative.
Anke Klabunde, www.aid.de
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